Pablos Wohlfühlsattel

Ungefähr im Jahre 2013 begannen bei mir die Beschwerden beim Radfahren. Bereits nach 10 Km spürte ich ein unangenehmes Taubheitsgefühl im

Genitalbereich. Ich merkte gleich, dass ich mit diesen Beschwerden nicht alleine war, aber entweder akzeptierten diese Personen dies einfach, oder sie hörten auf Velo zu fahren.

Ich wollte beides nicht hinnehmen, sondern wollte etwas dagegen unternehmen.

Alle guten Ratschläge, wie den Sattel etwas nach vorne kippen, Gelsattel montieren usw. hatte ich bereits ausprobiert, brachte aber nicht den gewünschten Effekt. Auch die Montage eines «Prostatasattels» entpuppte sich nicht als die Lösung.

Kurzerhand entschied ich mich einen eigenen Sattel zu konstruieren.

 

So stellte ich mir meinen Sattel vor.

2 Balken für die Aufnahme der Sitzknochen, in der Mitte nur Luft, damit einfach gar nichts mehr stört.

 

Vorne etwas enger, damit die Schenkel beim Treten nach unten gleiten können.

 

Das Ganze etwas in die Länge gezogen, damit ich die Sitzposition ändern kann.

 

Ich montierte das Gebilde auf mein Fahrrad und merkte gleich, so einen schlimmen Sattel hatte ich noch nie im Leben.

Es musste ein Sattel mit einer ergonomischen Form sein.

 

 

Also machte ich mich daran, eine neue Form zu kreieren.

 

 

 

 

Daraus entstand erst diese Form.

 

 

 

dann diese

Endlich entstand der erste Sattel auf den ich mich draufsetzen und testen konnte. Die Idee dahinter war: 

    

     Mein Problem zu lösen.

     Sollte die einseitige «Nase» helfen, doch noch genügend Seitenführung zu haben.

 

 

Mit diesem Sattel fuhr ich ca. 500 bis 1000 Km. Er brachte eine Verbesserung, ich erntete damit aber auch viel

Gelächter.

 

Die vielen Rückmeldungen spornten mich an weiter zu tüfteln.

Fast monatlich entstanden neue Varianten, auch solche ohne Sattelnase.

 

Anfang dieses Jahres(2018) montierte ich auf alle meine Fahrräder Sättel ohne Sattelnasen und fuhr damit

total mehr als 3'000 Km. (links abgebildet)

 

 

Die fehlende Seitenführung spürte ich in der Zwischenzeit überhaupt nicht mehr und an die höhere Belastung der

Sitzknochen hatte ich mich auch gewöhnt.

 

Stolz zeigte ich meine «Erfindung» im Bekanntenkreise umher. Eine Rückmeldung welche lautete: «Was ist mit dem Sattel los? Marderplage in Hungerbühl?» schockierte mich dann doch. Also musste ich weiter entwickeln. Als erster Schritt fasste ich die Metallstäbe vorne in Leder. Dies war aber sehr aufwändig und das optische Resultat war immer noch eher «na ja»

Also musste ich wieder einmal eine neue Form herstellen. Da ich hoffte, dass es die letzte sein würde, erstellte ich gleich wieder eine neue Negativform, was mir ermöglichte, nachher mehrere Sattelrohlinge zu erstellen.

Nun galt es den Rohling aufzupolstern und mit dem vorbereiteten Leder zu überziehen.

 

 

 

Und fertig ist der Sattel 2018.

 

Jetzt stört mich optisch nur noch eine Kleinigkeit, nämlich die lange Nase vorn. Kurzerhand löse ich das Leder nochmals und schneide den Polyesterrohling vorne etwas ab und überziehe ihn neu.

Das Resultat überzeugt mich. Ich habe den Sattel auch gleich ausprobiert und als gut befunden.

Dies ist also Pablos Wohlfühlsattel 2019.

 

Anmerkung: der Ausdruck Wohlfühlsattel stammt auch aus meinem Bekanntenkreis.

 

2021, also 2 Jahre später und nach ca. 5`000 km Radfahren wollte ich nochmals eine kleine Korrektur an meinem Wohlfühlsattel vornehmen.

Im Klartext bedeutet dies, wieder eine neue Form herstellen.

Um beim Benutzen meines Sattels 2019 ein Taubheitsgefühl zu vermeiden, gestaltete ich nebst der heruntergezogenen Nase auch die gesamte Aufnahme des Sitzbeins leicht gegen vorne abfallend. Wenn also die Sattelschienen horizontal montiert werden, fällt der Sattel leicht nach vorne ab. Diese Ausführung hatte aber zur Folge, dass ich beim Fahren ständig nach vorne rutschte und dadurch meine Sitzposition immer wieder korrigieren musste.

 

Diesmal sollte beim Sattel die Auflage für die Sitzbeine absolut horizontal ausgebildet sein.

 

 

Als Polsterung wählte ich Zellkautschuk mit der Dicke von 5mm / 10mm und 15mm, je nach Bedarf, ob Rennrad, Reise Rad oder Rad für Kurzstrecken.

Hier ein paar Bilder von der Herstellung des Sattels.

2022 bin ich diesem Sattel ca 2'500 Km gefahren.

Jeweils nach ca. 50 Km störte mich ein leichter Schmerz am rechten Sitzbein.

Während der Winterzeit 22 / 23 wollte ich etwas dagegen unternehmen. 

 

 

 

 

Beim genauen Betrachten meines Sattels entdeckte ich auf der rechten Sattelseite eine markante Vertiefung. 

 

Übrigens, die starken Abnützungsspuren deuten dahin, dass ich ein zu dünnes Leder für meinen Sattel verwendete, ich muss in Zukunft ein dickeres Leder nehmen.

 

 

 

Ich nahm meinen alten Brooks Sattel hervor, und siehe da, auch dieser wies auf der rechten Seite eine Vertiefung auf. Der Brooks Sattel hat sich in den vielen Jahren, welchen ich ihn benutzte, an mein Hinterteil angepasst. 

Ich merkte die ganzen Jahre nicht, dass ich eine kleine Anomalie hatte, dass mein rechtes Sitzbein etwas tiefer ist als mein linkes, oder eventuell auch mein Becken etwas schief in der Landschaft steht.

 

Kurz entschlossen stellte ich einen Sattel her, welcher dieser Tatsache gerecht wurde und rechts 5mm tiefer ist als links.

 

 

Diese Massnahme hatte sofort Erfolg und ich bin dieses Jahr (2023) bereits 2'500 Km ohne Schmerz gefahren.

links ein normaler Sattel, rechts ein angepasster Sattel, bei dem der Sattelkern rechts 5mm tiefer ist
links ein normaler Sattel, rechts ein angepasster Sattel, bei dem der Sattelkern rechts 5mm tiefer ist